MUltikulti

Hallo Wedding!


Stehen zwei Bayer in einem kleinen Bistro in der Müllerstraße.

Ich höre, wie der eine zum andern sagt: "Jo schau moi an, a des is Deitschland!" :)


Seit Jahren munkelte man "Der Wedding kommt ".


Gründerzeitbauten. Berliner Moderne. Das "Demonstrativprogramm" nach dem 2. Weltkrieg. Plattenbauten aus den 80er Jahren. 

Drei der größten Parks von Berlin. Berlins ältestes Freibad am Plötzensee.


Die Charité und die Hochschule für Technik neben Trödlerläden, Dönerbuden und Spielcasinos.


Multikulti - auch bei den Immobilien.


Der Stadtteil Wedding war 80 Jahre lang zusammen mit Gesundbrunnen ein eigener Stadtteil von Berlin: "Der Wedding" - besonders rot, besonders schmutzig, besonders aufmüpfig. 


Seit 2001 ist der alte Wedding ein Teil vom neuen Stadtbezirk Mitte. 


Im neuen "Mitte" wurden die zwei ehemalige Westgebiete Wedding (mit Gesundbrunnen) und Tiergarten (mit Moabit) mit dem Ostgebiet Mitte zusammengelegt. S

o gehört jetzt zusammen, was nie zusammen gehörte, denn auch vor der Berliner Mauer hatten Mitte und der Wedding  so gar nichts gemeinsames - bis auf die U-Bahnlinie U6 (die nach dem Mauerbau als West-U-Bahn unter dem Osten durch die "Geisterbahnhöfe" fuhr). 


Das alte Mitte -  im Zentrum von Berlin schon immer protzig und mondän -rümpft wohl bis heute noch immer die Nase über den dazu gekommenen Wedding. Und der immer junge Wedding kann mit dem immer alten "Mitte" nicht viel anfangen: Zu viele Ossis, zu viele Touristen, zu viel "Etepetete" alles viel zu  teuer ...​​​​​​​​​​​​​


Dazwischen steht an der Bernauer Straße ein altes Stück Berliner Mauer​​​​​​​ als Denkmal der ehemaligen Zonengrenze.  Darüber hinweg blicken die Bewohner aus den bodentiefen Fenstern der neuen teuren Townhäuser im Osten auf die Sozialwohnungsbauten der 80er des Brunnenviertels im Westen.


Noch besteht der Wedding offiziell aus überwiegend aus "einfachen Wohnlagen"

Doch die Mieten steigen und steigen. Eine Kaltmiete von  12 €/m2 ist bei einer Neuvermietung schon fast normal, obwohl der offizielle Berliner Mietspiegel hier oft nur die Hälfte davon ausweist.

Und noch schneller als die Mieten steigen die Immobilienpreise für Eigentumswohnungen, Häuser und Grundstücke. 


"Aufwertung" nennen es die einen, "Gentrifizierung" die anderen. 

Um "dit Milljöh" zu retten gibt es im Wedding über die Hälfte der in Berlin ausgewiesenen "Milieu-Schutzgebiete".  MEHR

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Nun. Ich mag den Wedding. Ich habe hier gewohnt, ich arbeite hier gerne.

Ich mag die Leute, die Häuser mit ihren Geschichten und den Narben der Zeit.


JETZT  "kommt" der Wedding. ABER ...

... verschwunden sind

- die alte Fabrik, die noch kein "Loft" ist.

- die alte Glaserei im Hinterhof,

- die Baulücke aus Kriegszeiten, auf der Gebrauchtwagen verkauft werden,

- besetze Häuser und mit Brombeerdornen überwucherte Gleisanlagen, 


Ich mag all diese Orte, die "Lost Places", Doch werden sie erst einmal ganz offiziell als "Schmuddlecken" und  "Schandflecke" beannnt, dann weiß ich ganz sicher - hier wird demnächst Platz gemacht für einen Neubau!


Und so verschwindet nach und nach die Berliner Geschichte(n), es kommen die Baukräne, renovierte Fassaden, Tempo 30, Parkraumbewirtschaftung, breite Fahrradstraßen und "Latte mit Hafermilch". 


Und damit geht auch der Wedding -  für immer.

Tschüss Wedding .... 



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